Was ist eine 380-kV-Trasse

Eine 380-kV-Trasse ist Teil des Höchstspannungsnetzes in Deutschland und Europa. Sie dient der Übertragung großer Strommengen zwischen Kraftwerken, Umspannwerken und Verbrauchszentren.

🏗️ Technische Merkmale

  • Spannungsebene: 380.000 Volt (Höchstspannung)
  • Leitungstyp: Freileitung (meist auf Stahlgittermasten), seltener als Erdkabel
  • Mastabstand: ca. 300–400 m
  • Leiterseile: meist drei Phasen mit je zwei bis drei Seilen (Bündelleiter)
  • Trassenbreite: ca. 40–80 m, abhängig von Gelände und Masttyp

🌍 Bedeutung für das Stromnetz

  • Rückgrat der Stromversorgung
  • Verbindung von Nord- und Süddeutschland (z. B. Windstrom aus dem Norden zu Verbrauchern im Süden)
  • Integration erneuerbarer Energien
  • Stabilisierung des europäischen Verbundnetzes

⚖️ Planung & Genehmigung

  • Genehmigung durch Bundesnetzagentur oder Landesbehörden
  • Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP)
  • Öffentlichkeitsbeteiligung (z. B. Bürgerdialoge)
  • Berücksichtigung von Naturschutz, Landschaftsbild und Siedlungsnähe

🧭 Beispiele für bekannte Projekte

  • SuedLink und SüdOstLink: große HGÜ-Projekte mit 525 kV, aber vergleichbar in Dimension
  • Ultranet: teilweise 380 kV, kombiniert mit Gleichstromtechnik

Technische und ökologische Nachteile

  1. Landschaftsbild & Natur
    • Große Masten und breite Trassen verändern das Landschaftsbild deutlich.
    • Eingriffe in Wälder, Felder und Schutzgebiete sind oft unvermeidbar.
    • Beeinträchtigung von Flora und Fauna, z. B. durch Vogelschlag an Leiterseilen.
  2. Flächenverbrauch
    • Trassen benötigen viel Platz: ca. 40–80 m Breite.
    • Einschränkungen für Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Bebauung entlang der Trasse.
  3. Elektromagnetische Felder (EMF)
    • Auch wenn Grenzwerte eingehalten werden, bestehen in der Bevölkerung oft Sorgen über mögliche gesundheitliche Auswirkungen.
    • Mindestabstände zu Wohngebäuden sind gesetzlich geregelt, aber umstritten.

 Gesellschaftliche und rechtliche Nachteile

  1. Akzeptanzprobleme
    • Widerstand in der Bevölkerung, insbesondere bei neuen Trassen.
    • Bürgerinitiativen und Klagen verzögern Projekte oft um Jahre.
  2. Lange Genehmigungsprozesse
    • Umweltprüfungen, Beteiligungsverfahren und rechtliche Auseinandersetzungen führen zu langen Planungszeiten (oft >10 Jahre).
  3. Kosten
    • Bau und Instandhaltung sind teuer.
    • Bei Erdverkabelung (selten bei 380 kV) steigen die Kosten nochmals deutlich, schädigen daher das Landschaftsbild nicht. Der entscheidende Vorteil!

🔄 Alternativen und Kompromisse

  • Erdverkabelung: reduziert optische Belastung, aber teuer und technisch anspruchsvoll.
  • Bündelung mit bestehenden Trassen: reduziert neue Eingriffe.
  • Dialogverfahren: verbessern Akzeptanz durch frühzeitige Beteiligung.